Warum wir meditieren
Viel zu häufig verpassen wir es, im Moment zu leben.
Die Meditation, jahrhundertelang nur wenigen Menschen zugänglich, ist inzwischen durch schnelle Verfügbarkeit in digitalen Medien in der breiten Gesellschaft angekommen. Auch du wirst mit diesem Thema vielleicht bereits auf die eine oder andere Art in Berührung gekommen sein oder hast eventuell schon selbst praktische Erfahrungen gesammelt.
Doch warum genau meditieren wir eigentlich und warum solltest auch du möglicherweise eine längere Reise hin zu dir selbst in Erwägung ziehen? In dieser kurzen Geschichte verrate ich dir meine ganz persönlichen Erfahrungen hierzu und erkläre dir die eigentlich simple, aber mächtige Bedeutung von Achtsamkeit in deinem Alltag - ganz persönlich und ohne leere Floskeln und Esoterik.
Hierbei gilt jedoch: Jeder Weg ist individuell und jede Erfahrung subjektiv. Du kannst zwar versuchen, dir bücherweise theoretisches Wissen zu dem Thema anzueignen, doch ohne dich auf deinen eigenen Weg zu begeben, wirst du nicht in der Lage sein tiefere persönliche Erkenntnisse zu gewinnen. Bevor wir in meine besagte Erfahrungsgeschichte einsteigen, möchte ich dir im Folgenden zunächst einen kleinen Überblick über die bekanntesten Formen der Meditation geben.
Bekannteste Formen der Meditation
Achtsamkeit (Mindfulness)
Diese Form ist die wahrscheinlich älteste und klassischste Art zu meditieren. Bei der Achtsamkeitsmeditation geht es primär um das aktive Wahrnehmen des “Jetzt”, also der völligen Hingabe zu dem aktuellen Moment. Dies kann anfangs vor allem für ungeübte Beginner frustrierend wirken, da es schlichtweg viel Zeit und Geduld erfordert, eine gewisse Klarheit, die für diese Meditationsart nötig ist, aufzubauen. Als Neuling wird man in der Regel keine akuten, unmittelbaren Erfolge spüren, da hier regelmäßige Übung verlangt wird. Im Kern stellt die Achtsamkeitsmeditation die Basis für die meisten anderen Meditationsformen dar und sollte als Grundstein eines jeden Trainings gesehen werden.
Body Scan Während des sogenannten Body Scans wird die volle Aufmerksamkeit bewusst auf einen oder mehrere Teile des Körpers gelenkt oder mit dieser sogar Stück für Stück durch den Körper gewandert. Dies kann zum einen zur Entspannung der Muskeln und Nerven verhelfen, aber auch die Wahrnehmung des eigenen Körpers verbessern und die Konzentration fördern.
Metta Die Metta-Meditation hat ihren Ursprung im Buddhismus. Das Wort Metta stammt aus der indischen Literatursprache Pali und bedeutet soviel wie “Liebevolle Güte” oder “Freundlichkeit”. Es beschreibt also den Zustand des eigenen Glücks durch Nächstenliebe. Innerhalb einer Metta-Meditation wird typischerweise versucht, die bedingungslose Güte und Liebe gegenüber anderen Menschen zu visualisieren und dadurch zu größerer, eigener Zufriedenheit zu finden.
Zen Auch diese Art der Meditation fand ihren Ursprung im Buddhismus, genauer dem Zen-Buddhismus. Sie ist am ehesten vergleichbar mit der Achtsamkeitsmeditation, ist aber in ihrer Natur formeller und erfordert mehr Disziplin und Übung, da hier eine bestimmte Körperhaltung und Technik vorausgesetzt wird.
Warum wir meditieren Den Sinn und den Effekt von regelmäßiger Achtsamkeitspraxis möchte ich dir aus erster Hand, mit Hilfe meiner eigenen Erfahrungsgeschichte erklären. Dies wird dir helfen, einige abstrakt scheinende Konzepte einfacher zu verstehen.
Bevor wir in meine Geschichte einsteigen, hier noch ein paar kurze Worte zu mir: Ich bin Niklas, 33 Jahre alt, Software-Entwickler und Mitgründer von NAYU. In meinem Leben fühle ich mich trotz unvermeidbaren Auf und Ab’s inzwischen größtenteils angekommen und ziemlich präsent. Doch das war nicht immer so.
Vor 5 Jahren raste mein Leben auf einen Tiefpunkt zu: Obwohl es mir beruflich gesehen gut ging, fühlte ich mich Tag für Tag aufs Neue unausgeglichen und jagte jedem kurzweiligen Glücksgefühl hinterher, nur um mich schließlich noch unzufriedener und rastloser zu fühlen. Rein objektiv betrachtet sollte es mir doch gut gehen? Ich hatte eine liebende Familie, einen guten Job und viele Freunde, die mir etwas bedeuteten. Trotzdem war da seit Jahren diese langsam größer werdende, innere Leere. Ich versuchte meinen Alltag kontinuierlich mit Aktivität und Fortschritt zu füllen und setzte mir dabei immer höhere Ziele, sowohl beruflich, als auch privat. Alles in der Hoffnung, durch das Erreichen der besagten Ziele mehr Zufriedenheit zu spüren und mich besser zu fühlen.
Obwohl es in regelmäßigen Abständen kurze Erfolgsmomente gab, so blieb am Ende doch wieder die Leere und das Gefühl, nicht angekommen zu sein. Es fehlte einfach etwas Dauerhaftes, etwas Echtes, etwas Fundamentales. Langsam begann ich damit, den Sinn des Lebens allgemein anzuzweifeln. Kann dieses Hamsterrad aus kurzweiligen Erfolgsmomenten und dem Hinterherjagen derer wirklich alles sein?
Als wäre diese bestehende Unzufriedenheit nicht genug gewesen, entwickelte sich plötzlich zu alledem ein gesundheitliches Problem, welches mich vor meine bisher größte Herausforderung stellen sollte.
Der Tiefpunkt
In einer eigentlich unbedeutenden Woche im Sommer vor 4 Jahren bemerkte ich plötzlich etwas Ungewöhnliches an mir. Ich hatte bereits einige Nächte nicht besonders gut geschlafen und konnte als Ursache das mehrfache, nächtliche Wachwerden durch starken Harndrang identifizieren. Ich war immer schon eine dieser Personen, die eher zu oft, als zu wenig auf Toilette gingen, doch dieser Zustand war außergewöhnlich und definitiv nicht normal. Die plötzliche Beunruhigung, dass da etwas mit mir nicht stimmte, löste direkt Angstgefühle und Unwohlsein aus. Ich begann sofort, tiefer in mich hinein zu horchen und stellte fest, dass ich tatsächlich viel zu häufig, nämlich ungefähr alle 30-60 Minuten auf Toilette ging. Die folgenden Tage und Nächte zeigte sich dasselbe Bild. Ohne lange zu zögern suchte ich zunächst meinen Hausarzt auf: “Es könnte vieles sein. Ihre Blutwerte sind in Ordnung, aber um es wirklich abzuklären müssen Sie zu einem Spezialisten.”, waren seine Aussagen.
Ab diesem Moment schossen alle möglichen Horrorszenarien in meinen Kopf. Ich konnte nicht mehr aufhören über das Thema nachzudenken und ich befand mich hilflos in einer psychischen Abwärtsspirale, was den Zustand nur noch verschlimmerte.
Die nächsten Monate folgte eine Odyssee durch diverse Arztpraxen und Krankenhäuser - alles ohne Erfolg. Es konnte keine bestimmte Krankheit festgestellt werden, trotz klarer Symptome meinerseits. Der Zustand war omnipräsent, doch sämtliche natürliche und chemische Behandlungsmethoden zeigten keine oder kaum eine gewünschte Wirkung.
Irgendwann stand ich vor der nüchternen Erkenntnis: Eventuell werde ich für immer mit diesem Zustand leben müssen. Dies löste nicht nur Hoffnungslosigkeit, sondern natürlich auch noch mehr Angst und Panik in mir aus. Doch trotz dieser akuter werdenden negativen Gedanken in mir, war da immer noch irgendwo ein verbleibender Rest Kampfgeist. Jener Kampfgeist, der mich bereits mehrfach in der Vergangenheit antrieb und durch schwierige Momente meines Lebens begleitete.
Die Auferstehung
Ich hatte bereits zuvor von einigen dieser neuartigen Meditations Apps gehört und obwohl ich das Thema bisher immer als esoterischen Unsinn abtat, entschloss ich mich dem Ganzen eine Chance zu geben. Zu diesem Zeitpunkt sollte das nach diversen erfolglosen Behandlungsmethoden auch so ziemlich die einzige Option sein, die ich noch nicht versucht hatte.
Ohne zu wissen, dass sich von nun an mein Leben für immer verändern sollte, setzte ich meine Kopfhörer auf, schloss meine Augen und begann eine erste geführte Meditation. Eine angenehme Stimme flüsterte mir ins Ohr, ich solle mich auf meinen Atem konzentrieren und versuchen bewusst wahrzunehmen was immer nun passieren würde. Schnell verlor ich mich in meinen Gedanken. “Warum eigentlich auf den Atem konzentrieren, was soll das bringen?” und “Was gibt es nachher zum Abendessen?” waren nur einige davon. Plötzlich ertönte die Stimme erneut aus den Ohrmuscheln meiner Kopfhörer: “Falls du dich bereits in deinen Gedanken verloren hast, ist das völlig normal. Versuche einfach wieder zum deinem Atem zurück zu kommen.”.
Ich stutzte über mich selbst und erkannte zum ersten Mal in meinem Leben, wie schnell und wie konstant ich eigentlich durch meine Gedankenströme abgelenkt bin und wie schwer es eigentlich ist, mentale Klarheit zu wahren. Trotz dieser fundamentalen Erkenntnis, fühlte ich mich nach der Meditations-Einheit wie zu erwarten nicht viel besser als zuvor. Mir wurde jedoch recht schnell klar, dass dieses Spiel ein langes sein sollte und ich am Ball bleiben müsste, um wahrnehmbare Erfolge zu erzielen. Das Leben lässt sich eben nicht einmalig in 15 Minuten verstehen.
Vielleicht aus Zielstrebigkeit, vielleicht aus Verzweiflung heraus nahm ich mir die kommenden Wochen und Monate also jeden Tag eine Viertelstunde Zeit und machte geführte Achtsamkeitsmeditationen.
Trotz der Regelmäßigkeit blieb eine wirkliche Verbesserung lange Zeit aus, doch ich hatte mir bewusst als Ziel gesetzt, jetzt nicht mehr aufzugeben. Eines Tages, nach mehreren Monaten des täglichen Trainings, bemerkte ich plötzlich eine Veränderung. Im Alltag war ich unterbewusst viel zufriedener und entspannter geworden, negative Gedanken waren weniger häufig präsent und ich fühlte mich einfach generell positiver gegenüber dem Leben gestimmt. Diese faszinierende Erkenntnis war nun Motivation genug, nicht einfach wieder aufzuhören und diesen eingeschlagenen Weg weiter zu gehen. Mir wurde bewusst, dass Meditation nie bloß eine kurzweilige Behandlungsmethode, sondern eine lebenslange Reise voller Wunder und Überraschungen ist.
Obwohl sich während dieser Anfangszeit an meinem vorher beschriebenen körperlichen Zustand nicht viel tat, war ich geistig und mental so glücklich und ausgeglichen, wie nie zuvor in meinem Leben. Es fiel mir zunehmend leichter mich zu konzentrieren, ich war seltener gereizt und freute mich über nahezu jeden Moment. Es war als hätte man mich aus einem jahrelangen Tiefschlaf erweckt und mir zum ersten Mal die Chance gegeben, wirklich aktiv alles zu spüren, ob positiv oder negativ. Natürlich gab es auch regelmäßig Rückschläge. Nur weil man regelmäßig meditiert wird das nie heißen, man sei immer und grundlos glücklich. Das ist auch gar nicht das Ziel der Meditation, sondern wenn dann ein positiver Nebeneffekt.
Vielmehr geht es darum zu erkennen, dass in jedem von uns dieser eine reine, bedingungslose Zustand wartet. Ein Zustand, der immer da ist und auf den wir uns immer Besinnen können, in guten wie in schlechten Zeiten. Alles was wir jemals brauchen war und ist also schon immer da. Nur ohne regelmäßiges meditatives Training fehlt uns schlichtweg die Fähigkeit, dies wahrzunehmen.
Seit Beginn meiner Geschichte und dem heutigen Tag sind knapp fünf Jahre vergangen. Fünf Jahre, in denen ich mehr über das Leben und mich selbst gelernt habe, als in knapp 30 Jahren zuvor. Auch wenn mein körperlicher Zustand immer noch nicht komplett normal ist, bin ich unglaublich dankbar für alles, was passierte. Wäre ich nicht in dieser Situation gelandet, würde ich wahrscheinlich heute noch blind durchs Leben laufen und hätte nie die Möglichkeit gehabt, Dinge wirklich aktiv wahrzunehmen.
Starte deine Reise
Ich teile diese sehr persönliche Geschichte mit dir, weil ich weiß, wie schwer es sein kann den Einstieg in Meditation zu finden. Zum Glück konnte ich am eigenen Leib erfahren, wie unerwartet eine aussichtslose Situation zum positiven verändert werden kann und möchte diese Erkenntnis, diese Hoffnung an dich weitergeben. Jeder wird sich früher oder später mal ein einem ähnlichen Punkt aus unterschiedlichsten Ursachen heraus befinden. Wir werden nie komplett bereit dafür sein, wir können aber die Sichtweise hierauf verändern. Jede spirituelle Reise wird individuell und jedes Ziel ein anderes sein - die Erkenntnis ist jedoch häufig dieselbe: Viel zu häufig verpassen wir es, im Moment zu leben. Dieser ist doch aber letztlich alles, was wir je hatten, haben und haben werden.
Wenn du nun vielleicht auch Lust bekommen hast, dich auf deine eigene Reise zu begeben oder eventuell schon auf dem Weg bist, hör gerne in eine unserer geführten Meditationen hier bei NAYU hinein. Zusätzlich wird es für alle NAYU+ Mitglieder bald einen strukturierten Anfängerkurs genau zu dem Thema Achtsamkeit geben.
Bis Bald und viel Spaß in unserer App, Niklas
Schulenburgring 5
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Deutschland